Das Land der Inuit

– Die Ureinwohner der Arktis und ihr Recht auf Selbstbestimmung und Entwicklung –


Die Arktis ist nicht menschenleer und unbewohnt. Sie ist der Lebensraum der Inuit. Sie leben hier seit Tausenden von Jahren – in der kanadischen Arktis, in Grönland, Alaska und in der russischen Tschuktschen-Region. Nun erleben sie, wie der Klimawandel ihren Lebensraum verändert. Das Eis schmilzt. Tiere ändern ihre Wanderwege. Unternehmen aus dem Süden dringen auf der Suche nach Rohstoffen in die Arktis vor. Der Schiffsverkehr nimmt zu. Die Arktisstaaten stecken ihre Hoheitsrechte ab. Die Inuit erheben ihre Stimme: Diejenigen, die ihr Land, das sie Inuit Nunaat nennen, nutzen wollen, müssen mit ihnen sprechen und ihre Rechte respektieren. Sie wollen nicht Opfer des Handelns anderer sein. Sie wollen aktiv mitgestalten, wenn es um ihren Lebensraum geht.

 

Dokumente der Inuit

 

Inuit-Erklärung zur Souveränität in der Arktis

Klimawandel und das Rennen um Rohstoffe in der Arktis zwingen die Inuit, sich zur den Hoheitsansprüchen der arktischen Länder, den zunehmenden Verkehr durch die Arktis und die Förderung von Rohstoffen zu äußern. Im November 2008 beschlossen sie auf einem Gipfel in Kuujjuag in Nord-Quebec, eine „Deklaration zur Souveränität in der Arktis“ auszuarbeiten. Sie wurde am Rande des Treffens der Außenminister des Arktischen Rates am 28. April 2009 in der norwegischen Stadt Tromsoe der Öffentlichkeit präsentiert.
→ Zum Dokument (Declaration on Sovereignty in the Arctic)

 

Rohstoffförderung

Die Inuit wissen, dass die Arktis über gewaltige Rohstoffvorkommen verfügt und dass weltweit die Nachfrage nach Rohstoffen steigt, seien es Mineralien oder Erdöl und Erdgas. Aber sie wollen mitentscheiden, wenn Rohstoffe ausgebeutet werden. Ihre Gemeinden sollen davon profitieren, nicht nur die Rohstoffkonzerne und die Staaten. Sie wissen, dass die Rohstoffförderung Auswirkungen auf die Umwelt und auf das soziale Gefüge ihrer Gemeinden hat. Nach Debatten in den Gemeinden präsentierte der Inuit Circumpolar Council im Mai 2011 dem Ministertreffen des Arktischen Rates in Nuuk in Grönland eine „Erklärung zu Prinzipien der Rohstoffförderung“ in Inuit Nunaat (Declaration on Resource Development Principles in Inuit Nunaat).
→ Zum Dokument (Declaration on Resource Development Principles in Inuit Nunaat)

 

Wir Ureinwohner der Arktis haben ein Recht auf Kälte. Sheila Watt-Cloutier

 

EU-Importverbot für Robbenprodukte

Die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und den Inuit werden überschattet durch das EU-Importverbot für Robbenprodukte. Die EU-Entscheidung richtet sich zwar gegen die kommerzielle Robbenjagd vor der Küste Neufundlands und im St. Lorenz-Golf. Die Inuit befürchten direkte wirtschaftliche Folgen durch den Zusammenbruch der Märkte für Robbenfell und den Verlust von Einkommen auch aus ihrer traditionellen Jagd. Mary Simon, Vorsitzende von Inuit Tapiriit Kanatami, nennt den EU-Bann zynisch: Er richte sich gegen Kulturen, Gemeinden und Lebensgrundlagen.
→ Zum Dokument (Inuit Call EU Seal Ban Cynical)

 

Erklärung der Vereinten Nationen
über die Rechte der indigenen Völker

Am 13. September 2007 nahm die UN-Generalversammlung die „Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte der indigenen Völker/United Nations Declaration on the Rights of Indigenous Peoples“ an. Der Sonderberichterstatter der UN über die Rechte indigener Völker, Rodolfo Stavenhagen, erklärte dazu: „The Declaration constitutes a fundamental landmark for indigenous peoples, and it represents their important contribution to the construction of the international human rights system. The outcome of more than two decades of negotiations between Member States, representatives of indigenous peoples and human rights organizations, the Declaration reflects a growing international consensus concerning the content of the rights of indigenous peoples, as they have been progressively affirmed in domestic legislation, in international instruments, and in the practice of international human rights bodies.“
→ Zur UN-Deklaration

» Die Dokumente zum Thema finden Sie hier

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Meine Texte über die Inuit

 

UN-Sondergesandter:
Lage der indigenen Völker
eine „Krise“ für Kanada

Konfrontation mit Konflikten um Ressourcennutzung und Verschwinden von Ureinwohnerfrauen

Ottawa, 15. Oktober 2013. Kanada sollte stärker auf Konsens und Dialog statt auf einen konfrontativen Stil setzen, mahnt der UN-Sonderberichterstatter für indigene Rechte, James Anaya. Die Lage der Menschenrechte der indigenen Bewohner Kanadas und ihren niedrigeren Lebensstandard im Vergleich zur restlichen Bevölkerung nennt er eine „Krise“.
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Stellungnahme Anayas

Inuit geben „bedingtes Ja“
zu Rohstoffförderung

Ureinwohner legen Prinzipien für Förderung von Öl, Gas und Mineralien fest

Nuuk/Ottawa, 13. Mai 2011. Die Inuit sehen in der wirtschaftliche Erschließung der Arktis und der Rohstoffförderung eine Chance, ihren Gemeinden Wohlstand zu bringen. In einer in Nuuk veröffentlichten Erklärung sagen sie Ja zur Rohstoffförderung, verbinden dies aber mit zahlreichen Bedingungen und fordern eine „angemessene Balance“ bei der Wirtschaftsentwicklung. Gestützt auf die „UN-Deklaration zu den Rechten indigener Völker“ und ihre eigene „Inuit-Erklärung zur Souveränität in der Arktis“ erheben sie den Anspruch, an allen Entscheidungen sein, die ihr Land betreffen, aktiv beteiligt zu werden. Ausgearbeitet wurde das Dokument vom Inuit Circumpolar Council.
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Inuit pochen auf ihre Souveränität
in der Arktis

Nicht nur Nationalstaaten dürfen über Polarregion entscheiden

Ottawa, 7. Juni 2009. Die Inuit fordern, bei allen Entscheidungen der arktischen Staaten über die künftige Nutzung des Nordpolargebiets als gleichberechtigte Partner beteiligt zu werden. „Im Zentrum unserer Rechte als Volk steht das Recht auf Selbstbestimmung“, heißt es in der „Erklärung zur Arktischen Souveränität“, die der Inuit Circumpolar Council (ICC) ausarbeitete.  Souveränität bedeute „für uns Inuit die Möglichkeit zu haben, unser Leben zu gestalten“, sagte Mary Simon, Präsidentin der kanadischen Inuit-Organisation Inuit Tapiriit Kanatami (ITK) auf der Konferenz „2030North“ in Ottawa. Bei allen nationalen und internationalen Beratungen über arktische Souveränität und Fragen wie Eigentumsrechte, Schifffahrtsrechte und wirtschaftliche Entwicklung wollen die Inuit als aktive Partner beteiligt werden.
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Noch sind nicht alle Träume
der Inuit Kanadas erfüllt

Das Arktisterritorium Nunavut
ist zehn Jahre alt

Iqaluit, 1. April  2009. In den 27 Gemeinden des zwei Millionen Quadratkilometer großen Territoriums Nunavut wird gefeiert. Vor genau zehn Jahren, am 1. April 1999, trat das Gesetz in Kraft, das das Gebiet aus den damaligen Nordwest-Territorien herauslöste und ihm den Status eines eigenen Territoriums mit eigener Regierung gab. „Ich bin froh, dass wir Nunavut haben“, sagt Andrew Beveridge-Tagornak, Computertechniker bei der „Qikiqtaaluk Information Technology Corporation“ in Iqaluit. Er verkörpert  das, was Nunavut heute ausmacht: Es ist der Versuch, in der modernen  Welt zu leben und zugleich die Traditionen zu pflegen. Aber die Träume der Inuit gehen nur langsam in Erfüllung. Nunavut befindet sich immer noch in einer Aufholjagd gegenüber dem restlichen Kanada.
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Das Recht auf Kälte

Sheila Watt-Cloutier im Porträt

Sheila Watt-Cloutier ist die profilierteste Vertreterin ihres Inuit-Volkes im Kampf gegen Klimawandel. Sie will, dass es in der Debatte nicht nur um Zahlen über den Ausstoß von Treibhausgasen und Technologien geht. „Für ein Volk, dessen Kultur auf Kälte beruht, ist Klimawandel ein Menschenrechtsthema“, sagt sie. Sheila Watt-Cloutier spricht vom „Recht auf Kälte“, das die indigenen Völker der Arktis haben. Ich sprach mit Sheila Watt-Cloutier in ihrem Haus in Iqaluit, Hauptstadt des Arktisterritoriums Nunavut.
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» Artikel und Analysen zu den Inuit von Gerd Braune

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