WWF fordert Einstellung von Ölbohrungen im Eismeer

Ottawa, 16. Juni 2010. Die Umweltorganisation WWF hat die Anrainerstaaten des Arktischen Ozeans aufgefordert, alle Ölbohrungen im Eismeer einzustellen, bis die Region mit potenziellen Risiken umgehen kann. „Es ist an der Zeit, dass die Arktisstaaten erkennen, dass die offshore-Ölbohrungen mit den gegenwärtigen Technologien und Fähigkeiten, auf Notfälle zu reagieren, unakzeptable Risiken in der Arktis schaffen“, erklärte Aleksev Knizhnikov vom russischen WWF anlässlich einer Sitzung der für Krisenreaktion zuständigen Arbeitsgruppe der Arktisstaaten.
Arktisstaaten beraten über Verhinderung von Umweltkatastrophen

Umweltorganisationen verstärken angesichts der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko den Druck, die Ölsuche im Meer vorübergehend zu stoppen. Einer der Schwerpunkte sich die Bemühungen, im Eismeer zu einer Suspendierungen aller Genehmigungen für Ölsuche zu kommen, weil die Arktis ein extrem sensibles Ökosystem hat und die Abgeschiedenheit der Region schnelle und effektive Rettungsmaßnahmen nach einem Unfall unmöglich macht.

Eine Arbeitsgruppe des Arktischen Rates, die sich mit der Verhinderung von Notfällen und der Reaktion auf Unglücke befasst (Emergency Prevention, Preparedness and Response/EPPR), tagt bis zum 18. Juni in der russischen Stadt Vorkuta. Dem Arktischen Rat gehören die acht Arktisstaaten USA, Kanada, Russland, Dänemark-Grönland, Norwegen, Schweden, Finnland und Island sowie Verteretr der Ureinwohnervölker der Arktis an. Schwerpunkt der Arbeit der EPPR-Arbeitsgruppe sind die Förderung und der Transport vom Öl und Gas und der Umgang mit radiologischen Gefahren.

Lizenzen für Beaufort- und Tschuktschensee

Wegen des Rückgangs der Eisfläche in der Arktis wird das flache Meer, in dessen Küstenbereiche große Mengen an Öl- und Gas liegen, für die Ressourcenförderung interessant. Insbesondere vor der Küste Alaska in der Beaufort- und Tschuktschen-See wurden bereits Lizenzen für die Ölsuche erteilt, die zum Teil jetzt aber vorübergehend außer Kraft gesetzt wurden.

Die Arbeitsgruppe müsse ihr Treffen dazu nutzen, den Arktischen Rat zu drängen, alle Pläne für Ölbohrungen in der Arktis in diesem Jahr auszusetzen, fordert der WWF. Der Arktische Rat habe zwar seine Richtlinien für Öl- und Gasbohrungen im Meer überarbeitet, aber diese Richtlinien gingen nicht weit genug, um ein Dsaster zu verhindern oder einzudämmen. „Der Golf von Mexiko ist das Weltzentrum der Bohrtechnologie mit Tausenden von Ingenieuren und immensen Ressourcen, und selbst hier zeigt es sich, dass es immens schwer ist, mit dem tragischen Ereignis im Golf umzugehen“, erklärte Greg Bourne vom WWF Australien, der nach Angaben der Organisation früher Manager für Bohrungen und regionaler Präsident von BP in Lateinamerika war.

Weitreichende Pläne für Exploration

Die Umweltorganisation verweist darauf, dass an der Westküste Grönlands und in der russischen Kara-See und im Mündungstrichter des Ob Bohrungen zur Erforschung von Öl- und Gasvorkommen geplant seien und auch in Norwegen überlegt werde, ein Gebiet bei den Lofoten zur Ölsuche freizugeben. Allerdings hätten die USA und Norwegen bereits erste Schritte unternommen und weitere akrtische Offshore-Bohrungen ausgesetzt, bis die Untersuchung des Golf-Desasters abgeschlossen sei.

Der WWF fordert, keine neuen Bohrungen zuzulassen, bis die Kapazitäten für eine schnelle und effektive Reaktion auf Ölverschmutzungen in der Arktis bereitstehen. Zu glauben, dass dies mit heutigen Technologien möglich sei, würde heißen, auf Hoffnung statt auf Erfahrung und Vernunft zu setzen, meint Greg Bourne.

Gerd Braune

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