Unikkausivut – Sharing our stories
Die Kultur der Inuit ist reich an mündlichen Überlieferungen und an Traditionen. Von Generation zu Generation werden Geschichten und Legenden durch Erzählen weitergegeben. Ich habe es bei Besuchen in der Arktis selbst erlebt. Als ich vor einigen Jahren auf Cornwallis Island mit einer Gruppe Inuit zunächst mit ATVs durch die arktische Steinwüste und dann mit einem Boot auf der Nordwest-Passage unterwegs war, machten wir einige Kilometer von der Gemeinde Resolute entfernt eine Kaffeepause. Ein Elder fing an zu singen, und dann erzählte er eine Geschichte. Es ging um Wale.
In diesen Geschichten sind oft tatsächliche Ereignisse der Vergangenheit verarbeitet. Mittlerweile werden die mündlichen Überlieferungen in Kanada ja auch als historische Quelle anerkannt und bei Forschungen in der Arktis verwendet, wie etwa bei der Suche nach den verlorenen Schiffen der Franklin-Mission.
Ihre Geschichten erzählen die Inuit heute in Skulpturen oder in wunderschönen Wandteppichen und Drucken, wie sie etwa in einer Cooperative in Pangnirtung hergestellt werden (Foto). Seit mehr als 70 Jahren hat aber auch das National Film Board of Canada in der Arktis das Leben der Inuit dokumentiert und ihre Geschichten aufgezeichnet. Mehr als 100 Dokumentationen lagern in den Archiven des Film Boards. Jetzt wurden 24 Filme zu einer Sammlung zusammengestellt und auf DVD gebrannt. Filme von allen vier Inuit-Regionen Kanadas sind darauf zu sehen, aus Nunatsiavut (Labrador), Nunavik (Nord-Quebec), Nunavut und Inuvialuit (Nordwest-Territorien).
„Unikkausivut: Sharing Our Stories“ heißt die Sammlung, die in allen Inuit-Gemeinden verbreitet wird und einen Beitrag zur Erhaltung von Traditionen und Kultur leisten soll. Einer der Filme – ich habe ihn mehrmals bei Flügen von Kanada nach Deutschland in der Air Canada-Maschine gesehen – zeigt den Bau eines Iglu, ein anderer schildert den kurzen arktischen Sommer oder eine Jagd auf Robben. Aber auch tragische Ereignisse werden dokumentiert: Der Tod einer ganzen Gemeinde, als Missionare 1918 in eine Siedlung in Nord-Labrador die Grippe brachten, gegen die die Inuit keine Abwehrkräfte hatten.
Das Projekt wurde jetzt auch auf der Konferenz „Northern Lights“ in Ottawa vorgestellt. Die insgesamt sechs DVD in Englisch, Französisch und Inuktitut sollen aber auch den anderen Kanadiern diese Kultur näherbringen. Und weitere Filme sollen folgen. Haben auch Sie Interesse an Unikkausivut? Informationen über das Projekt gibt es auf der Website des National Film Board, www.nfb.ca, eine Auswahl an Filmen ist auf der Website des NFB zu sehen, http://www.nfb.ca/playlist/unikkausivut-sharing-our-stories/
Erst einmal: Herzlichen Glückwunsch zum neuen Internetportal! Was ich sehe, ist eine beeindruckende Sammlung von Texten und Bildern, die bei jedem Arktis-Liebhaber das Herz höher schlagen lassen. Was ich außerdem sehe, sind viel Liebe und Engagement vonseiten des Autors für alles, das mit der Arktis zu tun hat. Der Faszination für die Polarregion(en) kann sich niemand entziehen, der in seinem Leben schon mit Inuit, Innu oder Inupiat zu tun hatte – geschäftlich oder auch privat. Deshalb: Kompliment für den Versuch, oft komplizierte Sachverhalte gut verständlich in Form eines solchen Internetportals zu interpretieren. Ein Lob auch für die Webmaster, die es verstanden haben, der Arktis im Internet farblich und von der grafischen Anmutung her ein wunderschönes Zuhause zu bieten. Viel Erfolg und: Tunngasugitti! Herbert Bopp, Montréal/Québec