Throat Singing (Kehlkopfgesang) ist eine besondere Ausdrucksweise in der Inuit-Kultur. Diese alte Gesangsform wird heute auch von vielen jungen Inuit erlernt und praktiziert. Das zeigten zwei junge Inuit-Frauen, Karen Flaherty aus Iqaluit (rechts) und Kiah Aqattuaq aus Baker Lake, auf der Northern Lights-Konferenz in Ottawa. Zusammen mit Nelson Tagoona, einem jungen Gitarristen ebenfalls aus Baker Lake, demonstrierten sie, dass Throat Singing auch für moderne Musik adaptiert werden kann.

Für europäische Ohren klingt Throat Singing sehr fremd. Aber wenn man weiß, dass damit die Geräusche von Vögeln, anderer Tiere und des Windes imitiert werden, findet man schon eher Zugang. Throat Singing wird nur von Frauen ausgeübt. Sie stehen sich dabei gegenüber, sehr nahe, und jede Sängerin wiederholt in schneller Folge ein Geräusch. Throat Singing ist sehr anstrengend. Es muss lange geübt werden. Und nach einem Gesang sind die Künstlerinnen ziemlich außer Puste.

Karen und Kiah lernten Throat Singing von „Elders“, wie die ehrwürdigen älteren Mitglieder der Gemeinden und Familien genannt werden. „Wenn man damit aufwächst, ist man mit dem Klang vertraut. Aber es ist ein langer Lernprozess“, sagt Kiah. Karen (23 Jahre alt) und Kiah (21) lernten sich in der Inuit-Schule Nunavut Sivuniksavut in Ottawa kennen und fingen an, gemeinsam Kehlkopfgesänge aufzuführen. Sie traten auch schon im Ausland auf – in der Schweiz anlässlich einer Konferenz zum Internationalen Polar Year, in Grönland und in Island.

Als „Throat Boxing“ bezeichnen sie die Musik, die sie in Ottawa vorführten. Der Name setzt sich zusammen aus „Beatboxing“, das, wie mir die Künstler erklärten, zur Hip-Hop-Musik gehört, und Throat Singing. Das Publikum in Ottawa war begeistert. Im Publikum sah ich mehrere ältere Inuit-Frauen sitzen. Was sie wohl gedacht haben? Die Begleitung durch eine E-Gitarre kam ihnen sicher merkwürdig vor. Aber ich bin überzeugt, dass sie sich freuen, dass ihre alten Traditionen in moderner Form weitergegeben werden.