US-Bericht rügt mangelhafte
Vorbereitung Shells auf
Ölbohrungen in Eismeer

Ottawa, 15. März 2013. Ohne ausreichende Vorbereitungen hat der Ölkonzern Shell im vergangenen Jahr die umstrittenen Ölbohrungen im Arktischen Ozean begonnen. Ein Bericht des US-Innenministeriums übt nun heftige Kritik am Vorgehen von Shell, schließt die Wiederaufnahme der Ölsuche in 2014 aber nicht aus. Nach Ansicht von Umweltschützern, die gegen die Ölsuche im Eismeer sind, geht der Regierungsbericht nicht weit genug.
Kritik an Ölkonzern nach Pannenserie bei Ölsuche in der Tschuktschen- und Beaufort-See

„Shell hat es in 2012 vermasselt“, zitieren US-Medien Innenminister Ken Salazar, der nach einer Serie von Pannen im Januar eine Überprüfung der Aktivitäten von Royal Dutch Shell PLC in der Tschuktschen- und der Beaufort-See angeordnet hatte und jetzt den Bericht vorlegte. Shells Probleme hatten Umweltschützer in ihren Befürchtungen gestärkt, dass unter den schwierigen und unberechenbaren Bedigungen des Eismeers dort nicht ohne Gefährdung der Umwelt Öl gefördert werden kann. Der Bericht des US-Innenministeriums spricht nun von einem „Mangel angemessener Vorbereitung“ auf die Bohrsaison. Genannt wird dabei unter anderem „die Herstellung und das Testen gewisser kritischer Systeme“.  

 Shell hatte im vergangenen Sommer und Herbst gegen den Protest von Umweltschützern in den beiden zum Arktischen Ozean gehörenden Meeren zwei Bohrlöcher gesetzt, war aber nicht bis in tiefe ölführende Erdschichten vorgedrungen. Das Innenministerium schätzt, dass in der vor Alaska liegenden Tschuktschen- und Beaufort-See technisch abbaubare Ölreserven von 23 Milliarden Barrel liegen. Schon vor Beginn der Bohrungen war auf einem Begleitschiff die Sicherheitsglocke, die im Unglücksfall Öl auffangen sollte, bei einem Test in einem Hafen im US-Staat Washington beschädigt worden. Im Eismeer setzt Shell dann ein Bohrschiff und eine Bohrinsel ein, die Noble Discoverer und die Kulluk. Die Küstenwache stellte nach Beendigung der Bohrungen im November mehrere Verletzungen von Sicherheits- und Umweltstandards auf der Noble Discoverer fest. Zudem riss Ende Dezember beim Abschleppen der Kulluk das Schlepptau. Die Kulluk lief im Golf von Alaska in der Nähe der Kodiak-Insel an einer kleinen Insel auf Grund.

 Shell hatte im Februar angekündigt, in diesem Jahr die Bohrungen auszusetzen. Der Regierungsbericht hält Shell vor, Vertragsfirmen nicht ausreichend beaufsichtigt zu haben. Er spricht von „Defiziten“ bei der „Beaufsichtigung und  Durchführung von Operationen in den extremen und unberechenbaren Bedingungen offshore von Alaska“. Shell muss  neue, umfassende Pläne für die Ölsuche vorlegen, bevor es diese wieder aufnehmen kann.

 Salazar unterstrich die Absicht der US-Regierung, die inländischen Energieressourcen „sicher und verantwortungsvoll“ zu nutzen. Dazu gehöre die Erforschung des Potenzials von Gebieten wie der Arktis. Die Exploration müsse aber „unter höchsten Sicherheits- und Umweltstandards“ durchgeführt werden. Shell-Sprecher Curtis Smith sagte US-Medien, Alaska bleibe langfristig ein Gebiet mit hohem Potenzial und Shell halte an seinen Plänen fest, dort sicher zu bohren.

 Umweltschützer fordern aber seit Jahren einen Verzicht auf offshore-Ölbohrungen im Arktischen Ozean. Sie befürchten im Falle eines Ölunglücks katastrophale Auswirkungen auf das sensible Ökosystem des Eismeers, das Heimat von Eisbären, Walen, Robben und Wasservögeln ist. Susan Murray von der Umweltorganisation Oceana sagte, der Bericht bestätige, dass Shell nicht vorbereitet gewesen sei und die Regierung die Genehmigung zu Bohrungen nicht hätte erteilen dürfen. Für Greenpeace Deutschland erklärte Jörg Feddern, der Bericht des US-Innenministeriums decke schonungslos auf, dass Shell nicht in der Lage sei, in der Arktis sicher nach Öl zu bohren. „US-Präsident Barack Obama muss jetzt daraus die Konsequenzen ziehen und jegliche Ölbohrungen in der Arktis verbieten. Nur so kann dieses sensible Ökosystem dauerhaft geschützt werden.“

Gerd Braune

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