24 Apr 2012

Kein industrieller Fischfang im Arktischen Ozean!

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Im Arktischen Ozean sollte nach Ansicht von Wissenschaftlern kommerzieller Fischfang zur Zeit nicht zugelassen werden. Die Arktisstaaten sollten zunächst eine internationale Vereinbarung über den Schutz der bisher unregulierten Gewässer des zentralen nördlichen Eismeers entwickeln. Bevor industrielle Fischerei beginne, müssten die Auswirkungen des Fischfangs auf das Ökosystem erforscht und ein Managementplan erstellt worden sei.

Die Umweltorganisation Pew Environmental Group veröffentlichte einen von mehr als 2000 Wissenschaftlern aus 67 Ländern unterzeichneten offenen Brief am Montag, dem ersten Tag der Wissenschaftskonferenz „International Polar Year 2012“ in Montreal, auf der Bilanz des Internationalen Polarjahr 2007/2008 gezogen werden soll. „Es gibt keinen Spielraum für Fehler in einer Region, in der sich durch Rückgang des Meereises das marine Ökosystem rapide verändert“, sagte Henry Huntington, Pews Wissenschaftsdirektor für die Arktis. Zwei Drittel der Unterzeichner des offenen Briefes kommen aus den fünf Küstenstaaten des Eismeers, USA, Kanada, Dänemark-Grönland, Norwegen und Russland, mehr als 400 aus EU-Staaten.

Das Meereis stellte bis vor wenigen Jahren ein unüberwindbares Hindernis für Fischfang im Arktischen Ozean dar. Nun aber könnte sich kommerzieller Fischfang aufgrund des Rückgang des Eises zumindest im Sommer lohnen. Eine großer Teil des Zentralen Arktischen Ozeans liegt außerhalb der 200-Seemeilen-Zone, der Ausschließlichen Wirtschaftszone der Küstenstaaten. Die USA hatten in ihrer 200-Meilenzone in Beaufort- und Tschuktschensee im Jahr 2009 ein kommerzielles Fischfangverbot erlassen und erlaubt lediglich wissenschaftlichen Fang, um das Ökosystem zu erforschen. Kanada entwirft derzeit seine Politik für seinen Teil des Beaufortsee.

Über die Fischbestände im Arktischen Ozean ist noch nicht viel bekannt. Vermutet wird, dass es größere Mengen Grönland- oder Polardorsch gibt, vermutlich auch Grönland-Heilbutt und – wie in der Antarktis – Schrimps und Krill. In Küstennähe gibt es Arctic Char (Seesaibling). Möglicherweise wandern Fischbestände künftig vermehrt aus dem Nordpazifik in den Arktischen Ozean. „Oft wissen wir erst im Nachhinein, wenn die großen Fischfangflotten in die Meere gehen, was sie enthalten“, sagte Travor Tayler von Oceans North Canada dieser Zeitung.

Wissenschaftler und Umweltschützer fürchten, dass ohne vorherige Regulierung dem Ozean ein Überfischen drohen könnte oder Trawler wie in der Antarktis mit Schleppnetzen auf Fang gehen könnten. Die arktischen Gewässer lägen näher am asiatischen Markt als der südliche Ozean, so dass die Arktis ein attraktives Ziel für Schleppnetzfischerei werden könnte. Es gebe aber noch nicht genügend Informationen über Vorkommen, Struktur und Wanderbewegung der Fischbestände und welche Rolle sie im Ökosystem des zentralen Eismeers spielten, schreiben die Wissenschaftler. Ohne robuste wissenschaftliche Daten drohten eine Zerstörung der Ressourcen und Schaden für das Meer, wenn kommerzieller Fischfang ohne vorherige Erforschung und Aufstellen von Regeln zugelassen werde.

Pew und Oceans North Canada wollen, dass die arktischen Küstenstaaten als Vorreiter den vorläufigen Verzicht auf kommerziellen Fischfang im Arktischen Ozean erklären und auf ein internationales Abkommen hinarbeiten, das auch für andere Staaten bindend ist.

Die Pressemitteilungen von Pew und Ocens North mit einem Link zum offenen Brief finden Sie hier:

http://www.pewenvironment.org/news-room/press-releases/more-than-2000-scientists-worldwide-urge-protection-of-central-arctic-ocean-fisheries-85899382122

 

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One Response to Kein industrieller Fischfang im Arktischen Ozean!
  1. Ihre informativen und engagierten Berichte aus der Arktis und den gravierenden Veränderungen in diesem für die dort lebenden Menschen und die Tierwelt mehr und mehr gefährdeten Teil unserer Erde öffnen uns immer neu ein Fenster in diese faszinierende, nur scheinbare Eiswüste. Ich bin sehr froh darüber, Ihren arctic-report im Netz entdeckt zu haben und mich nun auch gut informiert hier in Deutschland in die noch spärlichen Diskussionen um den Schutz der Arktis und ihrer Bewohner einmischen zu können. Herzlichen Dank!


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