Rettungsübung in Arktis
wird zu tödlicher Realität

Resolute/Ottawa, 21. August 2011. Beim Absturz eines Flugzeugs der kanadischen Fluggesellschaft First Air auf der Arktis-Insel Cornwallis sind am Samstag zwölf Menschen getötet worden. Das Unglück ereignete sich am Flugplatz der kleinen Inuit-Gemeinde Resolute (Foto). Das 300 Einwohner zählende Dorf nördlich des Polarkreises ist zur Zeit Stützpunkt für eine große Militärperation, bei der unter anderem Rettungsmaßnahmen nach einem Flugzeugabsturz geübt werden sollten.
Bei Flugzeugabsturz auf der Cornwallis-Insel in Norden Kanadas werden zwölf Menschen getötet

Statt Rettungsmaßnahmen zu simulieren, waren die Soldaten am frühen Samstagnachmittag mit der tödlichen Wirklichkeit eines Absturzes konfrontiert.  Kurz vor 13 Uhr Ortszeit (20.00 Uhr MESZ) zerschellte das Charterflugzeug mit 15 Menschen an Bord, darunter vier Crew-Mitglieder, nahe des Flugplatzes, der etwa sieben Kilometer außerhalb der Gemeinde liegt. Die Maschine kam aus Yellowknife. Etwa zehn Minuten vor dem Crash hatte letztmals Funkkontakt zu dem Flugzeug bestanden.

In Resolute halten sich seit Anfang August rund 700 Soldaten, Ranger und Angehörige von Rettungsdiensten auf, die an der alljährlichen Übung Nanook teilnehmen. Diese Militäroperation soll Kanadas Souveränitätsansprüche in der Arktis unterstreichen, hatte in diesem Jahr aber auch einen wichtigen zivilen Teil: Nach dem offiziellen Manöverplan sollten ab Montag Rettungsmaßnahmen nach „einem größeres Luftfahrtunglück und ein Schiffsunglück“ simuliert werden. Die Bergungsmaßnahmen nach dem simulierten Flugzeugunglück sollten „in der Nähe von Resolute“ geübt werden.

Als das Unglück geschah und die Menschen in Resolute den Lärm des Aufpralls hörten, dachten sie zunächst, dass es Teil der Übung sei, sagte Ralph Alexander, der leitende Verwaltungsbeamte der Gemeinde, dem kanadischen Rundfunk CBC. Aber das Unglück hatte mit dem Manöver nichts zu tun. Die Soldaten mussten nun tatsächlich Hilfe leisten. Kurz nach dem Absturz in dem abgelegenen Ort waren Militärangehörige und Rettungskräfte an Ort und Stelle. Wie CBC und die Tageszeitung Globe an Mail berichteten, wurden aus dem Wrack, das nach dem Absturz in Flammen aufging, zwei Erwachsene und ein sechsjähriges Kind lebend geborgen und zur medizinischen Behandlung in das Krankenhaus der Territorialhauptstadt Iqaluit geflogen. Ein Erwachsener befand sich den Berichten zufolge am Samstagabend in kritischem Zustand. Die siebenjährige Schwester des getöteten Mädchens überlebte den Absturz nicht. Die beiden Kinder sind Enkel des in der kanadischen Arktis wohl bekannten Aziz Kheraj, Inhaber des South Camp Inn, eines Hotels in Resolute.

Die kanadische Flugsicherheitsbehörde Transportation Safety Board hat die Ermittlungen der Unglücksursache aufgenommen. Die Flugschreiber wurden sichergestellt. Über die Wetterbedingungen in Resolute zum Zeitpuntk des Absturzes kagen zunächst widersprüchliche Aussagen vor. Bewohner von Resolute sprachen von Nebel, andere dagegen berichteten, es sei nicht nebelig gewesen sondern habe nur leicht geregnet.

Kanadas Premierminister Stephen Harper sollte am Montag nach Rsolute kommen, um wie jedes Jahr die Militärübung zu beobachten. Er sei „zutiefst traurig angesichts dr Nachrichten über das tragische Unglück“, ließ er erklären. Generalgouverneur David Johnston sollte am Sonntag zur Gemeindefeiern in Rsolute sein, meldete der Rundfunk CBC. Sie wurden nach dem Unglück abgesagt.

Gerd Braune

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