18 Mär 2012

Amundsens Maud kehrt heim

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Seit mehr als 80 Jahren liegt das Wrack der „Maud“ in der Nähe der kanadischen Arktisgemeinde Cambridge Bay im eisigen Wasser. Nun steht das in Norwegen gebaute Schiff, mit dem der norwegische Polarforscher Roald Amundsen den Nordpol erreichen wollte, vor der Rückkehr in seine Heimat. Kanada gab seinen Widerstand gegen die Rückgabe des Schiffs auf.

Wie ein riesiger verendeter Wal sehen die Reste des berühmten Schiffs aus. Nur sieben Meter tief ist hier das Wasser. Das Deck liegt über der Wasseroberfläche (Foto: Dag Leslie Hansen). Wie Rippen ragen Metallträger, an denen einst die Seile für die Takelage befestigt waren, aus dem Wasser. Dieses Schiff gehört zur Geschichte der Polarerforschung wie die ebenfalls von Amundsen befehligte „Gjoa“. Oder die „Fram“ von Fridtjof Nansen, Otto Sverdrup und Amundsen. Oder die immer noch in Kanadas Arktis verschollenen Schiffe „Erebus“ und „Terror“ der tragischen Franklin-Expedition.

Für die Bewohner von Cambridge Bay ist das Wrack seit Jahrzehnten ein vertrauter Anblick. Zunächst hatten sie sich gegen Bergung und Abtransport der Maud ausgesprochen. Ein Treffen mit der norwegischen Initiative „Maud kehrt nach Hause zurück“ (Maud returns Home) um Jan Wanggaard aber änderte dies offenbar. „Was nicht uns gehört, sollte zurückgeben werden“, sagten sie.

Das „Canadian Cultural Property Export Review Board“, das als Berufungsinstanz die endgültige Entscheidung über den Export von Kulturgütern trifft, wies in einer am Wochenende veröffentlichten Entscheidung die Grenzbehörden an, die Ausfuhrgenehmigung zu erteilen. Das Schiff sei zwar von „außerordentlicher Bedeutung“ für Kanada, sein Verlust würde dennoch das nationale Erbe „nicht beträchtlich schmälern“. Wangaard ist glücklich, dass er Amundsens berühmtes Polarschiff „repatriieren“ kann. „Wir übernehmen eine große Verantwortung und wollen, dass am Ende Norwegen und Kanada stolz sein können“, sagte der 53-jährige Designer und frühere Weltmeister im Windsurfen er dieser Zeitung.

Er will das legendäre Schiff, das zwischen 1916 und 1917 in dem heute zu Oslo gehörenden Asker gebaut wurde, an ihren Geburtsort zurückbringen. Sie soll das zentrale Ausstellungsstück eines neuen Museums sein. „Das Schiff ist ein wichtiger Teil unserer Geschichte. Es wurde speziell für Amundsen gebaut“, erzählt Wanggaard. Das Schiff solle geborgen werden, bevor es total zerfällt.

Dem Polarforscher Amundsen war zwischen 1903 und 1906 die erste Durchfahrt durch die Nordwestpassage gelungen und im Dezember 1911 hatte er als erster Mensch den Südpol erreicht. Als er das Schiff auf den Namen der norwegischen Königin Maud taufte, schlug er keine Champagnerflasche, sondern ein Stück Eis gegen ihren 36 Meter langen Rumpf: „Für Eis bist Du gebaut worden, in Eis sollst Du die meiste Zeit Deines Lebens sein“, soll er gesagt haben.

Amundsen furh mit der Maud von Norwegen nach Alaska. Nördlich der Beringstraße wollte er sich mit dem Schiff von Packeis einschließen und mit der transpolaren Strömung zum Nordpol treiben lassen. Er unternahm mehrere Versuche, fand aber die Strömung nicht. Sein Unternehmen ging bankrott. Amundsen musste 1925 die Maud verkaufen. Die kanadische Hudson´s Bay Company erwarb das Schiff und nannte es „Baymaud“. Einige Jahre diente sie als Versorgungsschiff in der Arktis. Das Ende der Maud kam im Winter 1930/31. Eingekeilt im Eis bei Cambridge Bay versank sie an der flachen Küste. Die Hudson Bay Company, die Polizei RCMP und Inuit entfernten fast alle Deckaufbauten, um sie als Bau- oder Feuerholz zu verwenden.

Zurück blieb ein leergeräumtes Wrack. 1990 kaufte die Gemeinde Asker die Baymaud für einem Dollar, um sie nach Norwegen zurück zu bringen. Kanada gab 1993 die Exportgenehmigung, die aber erlosch, als die Norweger die 43 Millionen Dollar für Bergung und Restaurierung nicht aufbringen konnten. 2011 startete das Unternehmen Tandberg Eiendom, inzwischen Eigentümer der Maud, einen neuen Anlauf. Die Finanzierung des Projekts konnte gesichert werden. Inzwischen aber hatten kanadische Wissenschaftler die Maud zu einem für Kanada und Norwegen interessanten archäologischen Ort erklärt. Im Dezember verweigerte die Grenzbehörde die Exportgenehmigung. Diese Entscheidung wurde nun revidiert.

Wanggaard war mehrmals am Wrack und sah, dass der Rumpf noch intakt ist. „Dieses Schiff hat eine unglaublich stabile Konstruktion.“ Die Pläne sehen vor, die Maud auf eine Barke zu heben und diese nach Norwegen zu schleppen. Geplant war dies bereits für diesen Sommer. Wegen der Verzögerung bei der Genehmigung soll das Unternehmen nun erst 2013 starten. „Im Frühjahr 2014 könnten wir die Maud dann wieder in Norwegen haben“, erwartet Wangaard.

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